Die  artgerechte Fütterung

 

"Katzen würden Mäuse kaufen" - Besser kann man die Problematik der heutigen Haustierernährung, insbesondere unserer Katzen, wohl kaum in vier Worte packen. Wer sich mit den Fallstricken, Abgründen, Ecken und Kanten der Futtermittelindustrie einmal auseinandersetzen mag, wird sich erschrecken und ekeln. Spätestens dann wirst Du Dir genau überlegen, ob Du im Supermarkt zum erstbesten und günstigsten Futter greifst oder Dich von Aussagen der Werbeindustrie, des Verkäufers im Tierbedarfshandel oder Deines Tierarztes blenden lässt. Denn die Unwissenheit und Gedankenlosigkeit vieler Katzenbesitzer wird von der Futtermittelindustrie und deren Nutznießer zur "Gewinnoptimierung" gern schamlos mißbraucht.

 


Natürliche Ernährung

Doch wie sollte die richtige Ernährung unserer Katzen denn nun gestaltet sein? Eine erste schnelle Antwort ergibt schon durch einen Blick auf die natürliche Ernährung. Eine freilebende Katze frisst fast ausschließlich Fleisch. Das sind vorallem Mäuse, andere kleine Nager, manchmal ein Vogel, Insekten oder auch mal ein Fisch. Du wirst definitiv keine Katze erleben, die im Getreidefeld hockt und da genüßlich an einer Getreideähre knabbert.


Fleischanteil

Im Gegensatz zu uns Menschen ist die Katze ein reiner Carnivore. Das bedeutet, die gesamte Verdauung und der Stoffwechsel sind auf die Verwertung von Fleisch ausgerichtet. Auch die Katze gewinnt ihre Energie also ausschließlich aus tierischen Fetten und Proteinen. Kohlenhydrate spielen für die Energiegewinnung hingegen keine Rolle. Sollte es uns dann nicht schon stutzig machen, daß viele Futtermittel, insbesondere Trockenfutter, Getreide als Hauptbestandteil enthalten? Doch was sollen wir jetzt machen? Lebende Mäuse verfüttern? Nein, das geht natürlich nicht. Aber Du solltest darauf achten, so nah wie nur möglich an die natürliche Ernährung heranzukommen. Achte also unbedingt darauf, daß der Fleischanteil im Futter sehr hoch ist. Bei Angaben wie "min. 4% Hühnerfleisch" sollten die Alarmglocken angehen, wenn Du ansonsten keine weiteren Fleischanteile in der Zutatenliste entdecken kannst. 70% Fleischanteil und mehr kannst Du durchaus schon für kleines Geld erwarten.


Ist Getreide schlecht?

Grundsätzlich ist nichts gegen Getreide einzuwenden. Doch der Getreideanteil sollte nur in sehr geringen Mengen im Futter auftauchen. Freilebende Katzen nehmen bis zu ca. 3% Getreide und andere pflanzliche Bestandteile durch die zum Teil vorverdauten Mageninhalte ihrer Beutetiere auf. Diese Mengen sind also absolut in Ordnung. Achte auf den Zutatenlisten aber nicht nur auf Getreide, sondern auch auf andere pflanzliche Inhalte. Denn auch diese enthalten Kohlenhydrate. Katzen sind nur sehr eingeschränkt in der Lage Kohlenhydrate zu verwerten. Überschüssige Kohlenhydrate werden dann leider nicht ausgeschieden sondern in Form von Körperfett eingelagert.


Trocken- oder Nassfutter?

Die Frage kannst Du Dir eigentlich gleich selber beantworten, wenn Du die vorangegangenen Absätze gelesen hast. Denn es wird wohl kaum ein Trockenfutter geben, daß mit maximal 3% pflanzlichen Anteilen produziert werden kann. Natürlich gibt es viele Trockenfuttervarianten, die den Aufdruck "getreidefrei" tragen. Doch schaut man mal genauer auf die Zutaten, entdeckt man andere ungeeignete Anteile in großen Mengen: Kartoffelpulver, Kartoffelstärke, Rübentrockenschnitzel, Granatapfelkerne, Zellulose usw. Häufig beträgt der pflanzliche Anteil deutlich mehr als 50%.

Außerdem hat dieses Produkt aus dem Chemiebaukasten noch ein weiteres Problem. Katzen decken ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich durch die Aufnahme fester Nahrung. Doch wie hoch wird wohl der Flüssigkeitsanteil in 100g Trockenfutter täglich sein? Deine Katzen wird nur dann zum Wassernapf traben, wenn sie richtig durstig ist. Langfristig bedeutet das, daß Deine Katze dauerhaft unter Wassermangel leidet. In Verbindung mit der kohlenhydratreichen Ernährung steigt automatisch das Risiko für zahlreiche Erkrankungen. Ich will an dieser Stelle das Trockenfutter nicht vollständig verteufeln, schließlich gibt es genug Beispiele, bei denen auch "Trockenfutter-Katzen" ein stolzes Alter erreicht haben. Aber eine nachhaltig artgerechte und gesunde Fütterung ist auf einer reinen Basis von Trockenfutter in unseren Augen unmöglich.


Barf

Die naturnaheste Ernährung ist über die BARF-Methode (Biologisch artgerechte Rohfütterung) möglich. Da die Rohfütterung allerdings deutlich zeitaufwendiger als das klassische Dosenöffnen ist, ist diese Fütterungsvariante auch nicht für jeden geeignet. Zusätzlich zum Arbeitsauwand kommt noch die Aneignung der Kenntnisse des richtigen Barfens. Denn bei der Rohfütterung kann man auch so einiges falsch machen. Du benötigst genaue Kenntnisse über die Verdauung und den Stoffwechsel der Katzen. So ist der Tauringehalt zum Beispiel sehr wichtig. Mäuse enthalten diese Aminoethansulfonsäure in hohem Maße. Auch unsere Katze benötigt diesen Stoff zum Beispiel zur Bildung von Gallensalzen und ist somit essentiell für die Verdauung. Dazu kommt die richtige Menge und das Verhältnis von Calcium und Phosphat. Denn freilebende Katzen ernähren sich nicht nur von Fleisch, sondern auch von Knochen. Während nun das Phosphat in erster Linie durch das Fleisch aufgenommen wird, enthalten die Knochen der Beutetiere das wichtige Calcium. Fütterst Du nun zum Beispiel ausschließlich Fleisch und lässt den Calciumbedarf außer acht, dann wird dies mittelfristig zu Problemen in der Knochenstruktur Deiner Katze führen. Solltest Du Dich für das Barfen entscheiden, empfiehlt sich zunächst ein reger Austausch mit anderen Katzenhaltern, die bereits erfolgreich barfen und das Einlesen in entsprechende Literatur.


Futterumstellung

Katzen sind beim Futter sehr wählerisch. Ist sie erst einmal auf eine bestimmte Futterart festgelegt, lässt sie sich nur schwer davon abbringen. Natürlich könnte man jetzt einfach mal konsequent bleiben und ausschließlich das neue Futter anbieten, aber das kann dazu führen, dass sich Deine Katze im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode hungert, wenn ihr das Futter überhaupt nicht zusagt. Das kann besonders bei jungen Katzen, die aufgrund des Revierwechsels unter besonderem Streß stehen und bei dicken Katzen schon nach einem Tag gefährlich werden. Denn Katzen sind auf eine dauerhafte Eiweißzufuhr angewiesen. Fehlt diese über einen längeren Zeitraum gerät der Stoffwechsel in der Leber durcheinander und führt zu einer Hepatischen Lipidose (Leberverfettung). In vielen Fällen ist dann selbst der Tierarzt machtlos.

Solltest Du also sehen, dass Deine Katze das neue Futter verweigert, starte einfach einen neuen Versuch, indem Du das neue Futter nur in ganz geringen Mengen unter das bisherige mischst. Dann kannst Du täglich die Menge des neuen Futters minimal steigern und das alte Futter reduzieren. Diese Umstellung sollte über einen Zeitraum von 7 Tagen gehen. Sollte selbst das fehlschlagen, kannst Du das neue Futter auch mal mit dem Lieblingsleckerlies vermischen. Kaum eine Katze kann frischem Lachs oder Thunfisch widerstehen. Allerdings solltest Du es insbesondere mit Lachs nicht übertreiben. Der Lachs ist erstens sehr fetthaltig und enthält außerdem eine hohe Dosis an Vitamin D, das als fettlösliches Vitamin im Katzenkörper lang gespeichert werden kann. Das kann dann zur Überdosierung und Krankheitssymptomen führen.